03.11.18 - [008] Frostsenke #14

So langsam konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen und ich brauchte dringend etwas frische Luft. Ava schien es ähnlich zu gehen, also beglichen wir unsere Schulden und verließen den Laden. Beim Hinaustreten erkannten wir, dass der nächste Morgen bald anbrechen würde und wir ganz schön versackt waren. So machten wir uns auf den Weg zum 'Schlafenden Löwen'. Dieser wurde aber unerwartet länger, da der Alkohol meinen und Avas Orientierungssinn doch etwas getrübt hatte. Wir mussten irgendwo falsch abgebogen sein und fanden uns plötzlich vor einer verfallenen Ziegelstraße wieder, die in einen unterirdischen Tunnel führte. Ohne lange zu überlegen folgten wir dem Weg immer weiter in den Tunnel hinein und entdeckten sehr bald, dass dies nicht der einzige Tunnel war. Es schien ein ganzes Netzwerk von Tunneln zu sein, in dem wir eine ganze Weile herumirrten, bis Ava mich irgendwann aus einem Tunnel neben mir zu sich rief: "Komm schnell her, Cassandra. Das musst du sehen!". Sie stand in einem schmalen Durchgang. Ich folgte ihr hindurch und plötzlich standen wir in einem Raum voller Waffen und ein paar Stoffen. Offenbar hatte sich hier mal jemand einen ganz schön großen Vorrat angelegt. Es sah allerdings so aus, als wäre sehr lange Zeit niemand mehr hier gewesen. "Das Zeug hier scheint nicht wirklich jemandem zu gehören. Also zumindest nicht mehr. Wir müssten den Fund eigentlich der Stadtwache melden",  sagte Ava. "Eigentlich", entgegnete ich und begann, schelmisch zu grinsen. "Was das wohl auf dem versunkenen Markt wert ist?" Nun grinsten wir beide.
Je nüchterner wir wurden, desto mehr machte sich die Müdigkeit in unseren Körpern breit. Der Tag war mittlerweile eh angebrochen und in den Gassen herrschte sicher reges Treiben. Wir würden also eh bis zur Dämmerung warten müssen, bis wir unseren Fund verkaufen konnten. Also beschlossen wir, es uns bis dahin in diesem Raum gemütlich zu machen und ein wenig zu schlafen.
Als wir erwachten, hatten wir überhaupt kein Zeitgefühl. Dafür breitete sich ein anders Gefühl in uns aus: Hunger. Wir beschlossen zuerst einmal wenige, kleine Waffen mitzunehmen und uns draußen mal einen Überblick zu verschaffen. Als wir uns den Weg nach draußen bahnten, markierten wir die Wände an einigen Stellen mit einem Kreidestein. So würden wir den Weg schneller wieder finden, wenn wir dir übrigen Sachen aus dem Raum holten.
Auf unserem Weg in die finsteren Gassen Gloomhavens, die dafür bekannt waren, dass sich seltsame Kreaturen und zwielichtige Händler dort aufhielten, kauften wir uns noch etwas zu essen. Satt, ausgeschlafen und voller Euphorie, ganz bald sehr viel Gold zu bekommen, machte uns die finstere Stimmung kaum etwas aus. Oder stumpften wir durch unsere Abenteuer langsam etwas ab? Bevor ich diesem Gedanken weiter nachgehen konnte, stellte sich uns eine kräftige, große Gestalt in den Weg. "Habt ihr euch verlaufen?", donnerte die dunkle Stimme der Gestalt uns entgegen, Ich versuchte meinen Gegenüber irgendwie zu erkennen, aber die Dunkelheit und der tiefschwarze Umhang der Gestalt machten dies absolut unmöglich. Es war nicht einmal zu erahnen mit welcher Rasse wir es hier zu tun hatten. Aber eines war klar: Wir hatten einen potentiellen Käufer gefunden. "Nein! Wir sind hier schon richtig. Also zumindest haben wir vernommen, dass man Schätze hier gut verkaufen kann, ohne dass ihre Herkunft weiter hinterfragt wird", antwortete ich selbstbewusst. Die Gestalt hielt für einen Moment inne, schaute sich um und sagte dann: "Das kommt ganz darauf an, um was für eine Art 'Schatz' es sich handelt. Entweder habt ihr wirklich gute Ware im Angebot und findet hier mit Sicherheit diskrete Abnehmer oder ihr seid Spitzel der Stadtwache und findet hier mit eben gleicher Sicherheit den Tod." Ich hörte, wie Ava schluckte. Um davon abzulenken zog ich geschwind zwei der Waffen unter meinem Mantel hervor. Die Gestalt griff danach, drehte und wendete die Waffen vor sich und meinte dann: "Ganz nett. Alt, aber offenbar gut in Schuss. Ist das alles?."
"Da, wo die herkommen, ist noch viel mehr. Allerdings können wir nicht alles alleine hierher tragen", erklärte ich. "Hmmm...", raunte die Gestalt, drehte sich um, murmelte einer anderen Gestalt etwas zu und wandte sich dann wieder zu uns. "Ihr könnt den Holzwagen dort in der Ecke nehmen. Wlandor, mein Kumpane wird euch begleiten. Solltet ihr mich hinters Licht führen wollen oder nur in Erwägung ziehen, meinen Wagen zu klauen, werdet ihr durch seine Hand den Tod finden. Habe ich mich klar ausgedrückt?" Ava und ich nickten eilig. "Gut", brummte die Gestalt, "Dann beeilt euch. Ich habe schließlich nicht die ganze Nacht Zeit."
Mit dem Holzwagen machten wir uns auf den Weg zu den Höhlen. Wlandor ließ uns dabei keine Sekunde aus den Augen und umklammerte dabei grimmig seine Waffe. Durch unsere Markierungen fanden wir den Raum schnell wieder und füllten den Wagen mit den Waffen. Diese bedeckten wir mit Stofflaken und machten uns auf den Weg zurück zum versunkenen Markt. Die Gestalt hielt bereits ein Säckchen Gold in der Hand, als wir eintrafen. Sie warf einen Blick unter die Laken und warf mir das Säckchen zu. Ava und ich warfen einen Blick hinein: 20 Gold. Wir nickten der Gestalt zu und kehrten ihr langsam den Rücken zu. Als wir die zwielichtige Gegend hinter uns gelassen hatten, lehnten wir uns an eine Mauer und betrachteten grinsend unsere Ausbeute. "10 für jeden", verkündete ich und drückte Ava ihren Anteil in die Hand.
"Ich werde mir einen Krafttrank kaufen, bevor wir unsere Suche nach Jekserah fortsetzen", verkündete ich. Ava blickte zu Boden. Sie seufzte und meinte dann: "Ich denke, wir sollten dem 'Tempel der großen Eiche' etwas spenden. Das Gold ist schon toll, aber ganz richtig fühlt sich das irgendwie auch nicht an. Ich werde meinen Anteil spenden."
Das brachte mich zum Nachdenken. "Irgendwie hast du recht. Außerdem hat so eine Spende ja auch durchaus positive Auswirkungen auf uns. Jetzt werde ich mir den Trank kaufen, aber wenn ich wieder genug Gold habe, werde ich auch ganz sicher spenden", erklärte ich. So machten wir uns auf den Weg in den 'Schlafenden Löwen', wo wir uns eine deftige Mahlzeit bestellten. Während wir aßen, diskutierten wir Argeises Vorschlag, die Aesther-Magierin aufzusuchen, um sie nach Jekserahs Aufenthaltsort zu befragen. Wir beschlossen, dass es aktuell offenbar keine andere, sinnvolle Option gab und dass wir am nächsten Tag früh aufbrechen würden.
Gesagt, getan. Am nächsten Morgen besuchten wir in aller Frühe den Markt, wo ich mir gleich einen kleinen Krafttank kaufte. Dann machten wir uns auf den Weg zum 'Tempel der alten Eiche' und Ava spendete ihren Anteil der Beute. Die Zeit, in der wir unterwegs waren, nutzten wir, um verschiedene Leute nach der Aesther-Magierin zu befragen. So ergab es sich, dass wir beim Verlassen des 'Tempels der alten Eiche' bereits wussten, wohin uns unsere Reise führen sollte. Nur einen kurzen Fußmarsch entfernt lag unser Ziel: Der 'Krummknochen' im Kesselviertel.
Als wir so davor standen, konnten wir kaum glauben, am richtigen Ort zu sein. Hatten uns all die Leute auf die falsche Fährte geführt? Die Tür dieser verlassenen Schenke hing nur noch halb in den Angeln und im Inneren konnten wir außer Spinnweben, Scherben und kaputter Stühle nichts erkennen. Unsicher schritten wir in den Raum. Der Boden unter unseren Füßen knirschte laut und plötzlich stand vor uns eine dursichtige Frau, die uns einen sehr ernsten Blick schenkte. Offenbar war sie ganz bewusst nicht auf Besuch eingestellt, da sie schlichtweg keinen wünschte. Sie machte uns klar, dass wir sie störten, doch wir trugen ungeachtet dieser Tatsache unser Anliegen vor.
So lange wir nicht stark genug für den 'Tempel des Sehers' waren, war sie unsere einzige Hoffnung und sie musste uns einfach helfen. Deshalb ließen wir uns auch von ihrem spöttischen Gerede und ihren Vorwürfen nicht abwimmeln.
Sie erkannte wohl unsere Entschlossenheit und wusste, dass sie uns so schnell nicht abwimmeln konnte. Also schlug sie uns einen Deal vor. Wir sollten ihr aus der Frostsenke im Kupferkamm eine Kugel besorgen, dann würde sie uns vielleicht helfen.
Bei den letzten Worten war die Aesther-Magierin bereits verschwunden. Ihre Stimme schien aber an Ort und Stelle geblieben zu sein. Sie stellte sich uns noch als "Hail" vor, ließ uns eine Karte vor die Füße fallen und dann war es still.
Sofort machten wir uns auf den Weg zum Kupferkamm. Um den Weg etwas abzukürzen, gingen wir durch ein kleines Wäldchen. Dort sahen wir ein paar Rehe grasen, die wir eine Weile beobachteten. Nach kurzer Zeit kamen sie näher und wir konnten eines dieser scheuen Wesen sogar berühren. Das war zwischen all den Abenteuern eine wirklich friedliche und wunderschöne Erfahrung, die uns sehr gut tat. Beflügelt von diesem Erlebnis setzten wir unseren Weg fort. Es wurde immer kälter und irgendwann stapften wir durch tiefen Schnee. Es war kein Lebenszeichen zu erkennen, aber wir entdeckten Wolfsspuren im Schnee, die hinter einigen Schneewehen verschwanden. Hinter diesen Schneewehen versteckt entdeckten wir einen schmalen Eingang, der uns in eine dunkle, enge Höhle führte. Darin fühlte es sich tatsächlich noch kälter an, als draußen. Was auch immer wir tun mussten, um diese Kugel zu finden, ich hoffte, es würde schnell gehen.
Gerade in der Höhle angekommen wurde uns klar, woher die Wolfsspuren kamen. Vier Grimmwölfe standen zähnefletschend vor uns. Dahinter erspähten wir eine wandelnde Seele.
Wir kämpften uns langsam voran, aber es fiel uns bei dieser eisigen Kälte wirklich nicht leicht.
Je tiefer wir uns in die Höhle wagten, desto mehr schwand unsere Hoffnung. Wir hatten gerade mit Mühe die Grimmwölfe und die wandelnde Seele besiegt, da rückten uns schon zwei Frostdämonen und eine weitere wandelnde Seele auf die Pelle.
Ava seufzte: "Wir haben einfach keine Chance gegen all diese Wesen. Halt sie mir vom Leib, ich suche diese blöde Kugel und dann verlassen wir diesen gottverdammten Ort". Ich nickte nur kurz und begann, die Wesen um mich zu sammeln. Ava rannte vorbei und öffnete eine Tür. "Verdammt!", schrie sie und sogleich vernahm ich das Jaulen eines weiteren Grimmwolfes und noch weitere Geräusche, die sich nicht gerade freundlich anhörten. "Ich sehe da eine Kiste in der Ecke, aber wir werden ums Kämpfen nicht herum kommen", berichtete Ava. Ich seufzte.
Wir mussten uns zusammenreißen und diese Bestien aus dem Weg räumen. Also nahmen wir unsere letzten Kräfte zusammen und kämpften uns voran. Ein besonders starker Frostdämon machte uns dabei das Leben schwer und Ava sank im Kampf mit ihm irgendwann bewusstlos zu Boden.
Sie hatte ihn allerdings so stark verwundet, dass mich nochmal sowas wie Hoffnung durchfuhr und ich schlug mit voller Kraft zu. Der Frostdämon stöhnte vor Schmerz, überlebte jedoch und setzte zum Gegenschlag an. Dann wurde es dunkel und auch ich sackte völlig entkräftet in mich zusammen.
Ich kam erst wieder zu mir, als Ava kräftig an mir rüttelte und vor Kälte zitternd meinen Namen stotterte. Ich rappelte mich auf und wir schleppten uns aus der Höhle. Die Monster hatten wohl das Interesse an uns verloren, als wir bewusstlos am Boden lagen und hatten sich entfernt.

- Cassandra

Szenariostufe:
2 - 0 (Normal) = 2
Belohnung:
-
Abschluss:
Gescheitert
Sadtevent:
Je 10 Gold
Erlangtes Gold:
Ava: 6 Gold

Cassandra: 6 Gold
Schatztruhe:
-

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