13.10.18 - [002] Grabhöhle #2

Nachdem unsere Wunden weitestgehend verheilt waren und wir wieder etwas zu Kräften gekommen waren, beschlossen wir, den Weg weiter in die Grabhöhle zu wagen. Als der Gestank nach Tod und verrottendem Fleisch  auf dem Weg immer schlimmer wurde, fragte ich mich, ob es die uns versprochene Belohnung überhaupt wert sei. Doch nun waren wir schon so weit gekommen und es galt immer noch: 10 Goldmünzen haben oder nicht haben. Und da entschied ich mich doch definitiv lieber für Ersteres. Trotzdem fühlte ich mich hier in diesem Labyrinth aus Grüften überhaupt nicht wohl. Und wenn ich mir das, selbst im warmen Fackellicht blass wirkende Gesicht mit den nervös umherschauenden Augen Avas anschaute, merkte ich, dass ich damit nicht alleine war. Nachdem wir in einer weiteren Grabkammer ankamen, beschlich mich das Gefühl, dass wir hier doch schon einmal gewesen sind. So langsam glaubte ich, dass dieser Ort verflucht sein musste. Doch gerade, als wir schon die Hoffnung aufgeben wollten, stolperten wir geradewegs in einen kleinen Raum, gefüllt mit zwei Banditen, welche im Gegenteil zu uns überhaupt nicht überrascht erschienen und offensichtlich die Tür hinter sich bewachten.
"Hier sind wir wohl richtig!" rief Ava mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen zu mir rüber, während sie sich kampfbereit machte. Mit meinem Wurfhaken zog ich blitzschnell die Schützin zu unser Rechten mit einem Ruck näher an mich heran. Gerade so weit, um diese in die Bärenfalle vor ihren Füßen, welche sicherlich für ein anderes Ziel gedacht war, treten zu lassen. Derzeit kümmerte sich Ava um Ihre Kameradin und beschwor Barlof zur Seite: "Den werden wir sicherlich gleich brauchen können!".
Um unserem eigentlichen Ziel nicht wieder die Chance der Flucht zu geben beeilten wir uns und schritten schnellen Fußes durch die Tür. Hinter ihr fanden wir uns in einer großen Gruft voller Särge wieder. Im hinteren Bereich stand eine weitere Schützin und, viel wichtiger, der gesuchte Banditen-Kommandant!
Doch da war etwas in seinen Augen vor dem wir nicht gewarnt worden waren: Ein finsteres Leuchten, wie ein Blick aus einer anderen, dunklen Welt. "Wie könnt ihr es wagen, das Werk des Grauens zu unterbrechen?!" schrie er uns an, während seine zu Fäusten geballten Hände von dunkler Energie umwabert wurden. "Ihr werdet schon sehen, mit wem ihr es zu tun habt!" ergänzte er und ehe wir in Reichweite zu ihm kommen konnte, setzte sich der Haufen Knochen zwischen uns zu einem ausgewachsenen Skelett zusammen und wie aus einem Munde ertönten die auffordernden Worte "Und was nun?!" gleichzeitig aus dem Mund des Skelettes und des Kommandanten.
Der Hauptmann musste im Packt mit dem Jenseits stehen! Wir sollten uns also beeilen, bevor uns alleinig die Überzahl unser Widersacher in die Flucht schlagen würde. Der Kampf forderte einiges an Geschick von uns ab, denn unser Ziel war wesentlich flinker, als wir ihm zugetraut hatten. Und zu allem Überfluss öffnete dieser auch noch eine der vier zuvor verschlossenen Türen, aus welcher sich eine neue untote Gefahr langsam auf uns zu bewegte: Wandelnde Leichen!
Nachdem noch ein zweites Skelett von diesem Verrückten zum Leben erweckt wurde, bemerkte ich, wie Ava langsam aber sicher die Puste ausging. Sie schaffte es jedoch noch mit letzter Kraft, verheerende Elemente zu beschwören und unsere Gegner einschließlich deren Anführer stark zu dezimieren.
Es galt also nur noch eine dieser verdammten Leichen niederzustrecken, als ich kaum glauben konnte was ich da sah: Ava, kaum noch in der Lage ein Wort heraus zu bringen, stürzte sich vor meinen Augen mit voller Absicht in die einzige Bärenfalle in diesem Raum, bevor sie bewusstlos zusammen sackte! Diese Aufopferungsbereitschaft hatte ich von ihr ja bereits kennen gelernt, doch sah ich dieses mal, so sehr ich es auch versuchte, keinen sinnvollen Grund für diese Tat. Ich stand also nun Auge in Auge unsren letztem Feind gegenüber, der sich mir mit einem Stöhnen und nach mir ausgestreckten Armen entgegen warf. Doch mit seinen ungelenken Bewegungen war dieser alleine keine wirkliche Gefahr mehr für mich. Ich machte kurzen Prozess mit ihm und kümmerte mich danach um Ava "Ava, geht es dir gut? Steh auf. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen," redete ich immer wieder auf sie ein und schüttelte sie, bis sie schließlich ihre Augen öffnete.

Wir durchstöberten die Überreste, sowie Hab und Gut des Banditenpackts. "Hier ich habe sie!" hörte ich Ava rufen und sah, wie sie die gesuchten Schriftrollen aus einem versteckten doppelten Boden in einer Schreibtischschublade herauszog. Sie gab sie mir und neugierig wie ich bin, stöberte ich in den Dokumenten. Leider konnte ich den Text nicht lesen, da er in einer mir unbekannten archaischen Sprache verfasst war. Doch zwischen den Zeilen fand ich auch eine Karte der nördlichen Lande. An einer markanten Biegung des Flüsterflusses war eine auffällige Markierung angebracht. Ob wir dort wohl mehr über das sogenannte "Grauen" herausfinden können, von dem der Kommandant gesprochen hatte? Sicherheitshalber fertigte ich eine schnelle Kopie des Kartenausschnittes an und steckte mir diese in die Tasche. "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir diesen Ort nun verlassen würden." hörte ich Ava sagen, und da ich mich auch nach einer ordentlichen Mahlzeit und Erholung sehnte, nicke ich ihr bestätigend zu. Doch ein leichtes Kribbeln unter den Fingernägeln verspürte ich doch, als ich meine Blicke noch ein letzte Mal über die anderen verschlossenen Türen streifen ließ. Was hinter diesen Türen wohl noch für Schätze gewartet hätten? Vielleicht würde wir ja noch einmal in besserer Verfassung hierher zurück kehren, um auch noch die letzten Geheimnisse dieses Ortes zu lüften. Doch für den Moment hatten wir beide definitiv die Nase voll von diesem unheiligen Ort.

Wir trafen Jekserah wieder im "Schlafenden Löwen", berichteten ihr von den Vorkommnissen und übergaben ihr die gestohlenen Papiere. Sie schien mit dem Ausgang der Ereignisse sehr zufrieden zu sein und wir erhielten die vereinbarte Bezahlung. "Wenn Ihr Interesse habt, hätte ich noch einen weiteren Auftrag für euch. Ein Inox-Stamm im Dolchwald hat einige meiner Karawanen auf dem Weg in die Hauptstadt geplündert und diese verdammte Miliz will nichts dagegen unternehmen! Ich kann euch zeigen, wo die Inox ihr Lager haben. Wenn ihr ein Exempel statuieren würdet, sollt ihr dafür entsprechend belohnt werden." Jekserah deutete auf eine simple Karte des westlich von Gloomhaven gelegenen Dolchwaldes. "Kommt zu mir, wenn es erledigt ist" sprach sie noch, bevor sie, ohne eine Antwort von uns abzuwarten, aufstand und das Gasthaus verließ.
"Tja, warum eigentlich nicht?" sagte Ava zu mir. Wir hatten ja heute unter Beweis gestellt, dass wir mit ein paar Gesetzlosen zurecht kommen. Und auch, wenn die Inox vielleicht zwei Kopf größer sind als wir, so haben sie doch die gleichen Schwächen gegen Feuer und Stahl.

Bevor wir jedoch zu einer endgültigen Entscheidung kamen, merkten wir, wie schwer unsere Augen geworden waren. Wir nahmen uns ein Zimmer mit zwei Betten im zweiten Stock des Gasthauses und ohne viele Worte krochen wir unter die wärmenden Decken. Bevor ich jedoch die Augen zu machen konnte, brannte mir da noch eine Frage auf der Zunge, die mich seit dem Ereignis nicht in Ruhe gelassen hatte und welche ich noch los werden musste: "Was war das eigentlich für eine Aktion mit der Bärenfalle?", fragte ich Ava im Schutz der Dunkelheit. Diese faselte zwischen zugebissenen Zähnen jedoch lediglich etwas von "Nur wer seine Gegner und Gefahren wirklich kennt, kann davon Lernen". So wirklich überzeugte mich das ja nicht, aber ich wollte an dieser Stelle lieber nicht weiter nachbohren.

- Cassandra

Szenariostufe:
1 - 1 (Einfach) = 0
Belohnung:
Neuer Ort #3 (Inox-Lager)
Abschluss:
Erfolgreich

Neuer Ort #4 (Krypta der Verdammten)
Erlangtes Gold:
Ava: 0 GoldJe 10 Gold
Cassandra: 4 Gold+1 Wohlstand
Schatztruhe:
-Kampfziel:Ava ()


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